Im letzten Jahr haben wir in unserem Blog über einen blinden Jungen namens Kaone Mathiba berichtet. Er war seit Januar 2015 in einer Blindenschule, ca. 300 km von Mafikeng entfernt. Er hatte sich dort gut eingelebt und war stolz, zur Schule gehen zu dürfen. Da es dort kein Grade R (eine Art Vorschule) gab, wurde er gleich in die 1. Klasse eingeschult und hatte angefangen, Braille zu lernen. In den Osterferien erzählte er mir stolz, was er schon alles gelernt hatte. Seine regelmäßig stattfindenden Termine in der Krebsklinik in Johannesburg gingen weiter.
Im Mai erzählte mir seine Mutter, dass er irgendetwas am Beine habe, weswegen sie ihn aus der Schule genommen habe. Sie mussten dann länger in Johannesburg bleiben, weil festgestellt wurde, dass der Krebs sich ausgebreitet hatte. Die Mutter erzählte mir aber stattdessen, dass er in der Schule verhext worden sei. Es ging dann hin und her; ich konnte sie nicht ueberzeugen, dass sein Bein wegen eines Tumors so schlimm war. Im Juli nach der Chemotherapie ging es etwas aufwärts. Als wir im August von Deutschland zurückkamen, rief mich Kaone an und wollte uns besuchen. Er musste dann aber wieder ins Krankenhaus.
Letzten Freitag hatten wir endlich einen Tag gefunden, an dem er zu uns kommen wollte. Das sollte heute (am 05.10.) sein. Gestern früh rief mich sein Vater an, Kaone sei am Morgen gestorben. Ich fuhr gleich zu einem Trauerbesuch in ihr Zuhause.Der Vater war ganz verstört, er hatte in den letzten Zeit Kaone versorgt und gepflegt. Sie erzählten mir, dass Kaone am Samstag seine Eltern ausgeschimpft habe: Er zählte alte Konflikte in der Familie auf. Sie wunderten sich, warum er auf einmal davon sprach. Um ihn zufrieden zu stellen, baten sie ihn um Verzeihung. Am frühen Morgen wollte er, dass alle Kinder im Haus (er hat noch drei Brüder und drei Cousins) zu ihm kommen. Nachdem er mit jedem gesprochen hatte, starb er.
Wir verstehen die Wege Gottes nicht, aber es beschämt mich, wie tapfer Kaone sein kurzes Leben abgeschlossen hat und mit jedem Frieden geschlossen hat. Bitte denkt an die Familie, besonders an seinen kleinen Bruder Ontaetse, der ihn besonders vermisst.
Christel Hermann