Nach einer schönen langen Pause in der Tsibogang-Arbeit (wegen Weihnachten und des Jahreswechsels) startet in der ersten Januarwoche – so wie in den vergangenen Jahren – der Counseling Workshop als erste Aktivität des Jahres. Es hatten sich 33 Tlamelang Mitglieder angemeldet, davon übernachteten 18 in St. Joseph, dem Retreat Centre direkt neben unseren Tsibogang Centre. Zum ersten Mal kochten zwei Mitglieder von Tsibogang für uns, das war vor allem eine grosse finanzielle Entlastung für unsere Kasse. Für die beiden war es allerdings nicht leicht, jeden Tag drei Mahlzeiten zuzubereiten für uns alle. Aber es hat gut geklappt, es gab keine Klagen.
Das Thema, das uns die ganze Woche beschäftigte, war: Sich selbst annehmen und andere annehmen, passend zur Jahreslosung „Nehmet einander an, so wie Christus uns angenommen hat, zu Gottes Lob“ (Römer 15,7). Jeden Morgen gab es eine Bibelarbeit mit anschließendem Gruppengespräh bzw. mit ausführlicher Zeit zur Selbstreflexion. Der Text am Dienstagmorgen war Psalm 8,1ff: Gott hat uns nicht nur angenommen, sondern uns Ehre und Herrlichkeit gegeben. In der Gruppen tauschen wir uns darüber aus, wo einzelne Gottes Zuwendung in der vergangenen Zeit erfahren haben. Etliche erzaehlen von grosser Bewahrung in ihren Familien. An drei Tagen traf man sich in ausgewählten Zweierteams zum persönlichen Austausch, das war für etliche sehr wichtig: voneinander zu hören, zu wissen, was die anderen beschäftigt, aber auch Nöte und Sorgen teilen zu können.
In der Bibelarbeit über die Jahreslosung war eine der Fragen: Wie würde dein Leben aussehen, wenn du andere so annehmen könntest, wie Christus dich angenommen hat? Beim Austausch darüber sagten mehrere: „Ich würde mir eine Menge Ärger und Sorgen sparen, wenn ich andere annehmen könnte.“
Mittwoch vormittag gab eine eine Einheit über die Schattenseite eines jeden. Wolfgang Hermann referierte über ein Kapitel aus dem Buch „Wegzeichen der Spiritualität“ von Trevor Hudson: Schattenseiten, das ist all das, was wir an unserer Person nicht annehmen können oder wollen. Zu Anfang gab es einen Test, der genau das aufspießte: Wir sehen an anderen oft unsere eigenen Schattenseiten viel besser und kritisieren diese. Die Aufgaben in den Gruppen war, diese Schattenseiten konstruktiv anzupacken. Wir merkten schnell, dass das leichter gesagt als getan ist; aber schon das Gespräch darüber hat sich gelohnt.
Nachmittags geht es um die 12 Schritte der Anonymen Alkoholiker unter dem Thema: Was ist nötig, damit sich wirklich etwas in meinem Leben ändert? Diese Schritte helfen jedem, Schwierigkeiten sich zuzugestehen, geistlich damit umzugehen und praktische Schritte zu tun, sie zu ueberwinden. Hier sind einige der Schritte zitiert:
- Wir geben zu, dass wir dem Alkohol ( oder, was immer es ist) gegenüber machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern können.
- Wir kommen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.
- Wir fassen den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes – wie wir Ihn verstehen – anzuvertrauen.
- Wir machen eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.
- Wir geben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.
- […] Nachdem wir durch diese Schritte ein spirituelles Erwachen erlebt haben, versuchen wir, diese Botschaft an Alkoholiker weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.
An den beiden letzten Tagen des Workshops bekamen wir einen Einblick in ein Programm für Jugendliche, das in der katholischen Kirche weit verbreitet ist. Fünf Mitglieder von Tsibogang hatten an einem Einführungsworkshop teilgenommen und wollten uns das weitergeben. In „Education for Life“ (übersetzt „Bildung fürs Leben“) geht es darum, Jugendlichen bewusst zu machen, wohin ihr Weg geht, ihnen zu helfen, Ziele und Werte zu formulieren. Jesus als Zentrum dieser Entscheidungen soll das „lebendige Wasser“ sein (nach Joh 4,7-16).
Wir bekamen gute Anregungen für das eigene Nachdenken, aber auch ein paar Ideen, die in der Hausaufgabenhilfe nachmittags an die Kinder weitergeben werden können.
Ein nicht leichter Höhepunkt war der Freitag vormittag, bei dem es um das Ablegen von Lasten ging: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“. In einem Rollenspiel zeigten Gaolatlheope und Lorato, wie schwer es oft ist, die eigenen Lasten loszulassen. Wir tragen sie lieber mit uns herum, weil wir wissen: Lasten loslassen heißt auch, das eigene Leben verändern zu lassen. Am Schluss des Workshops war jede/r eingeladen, die Lasten bei Jesus abzugeben.
Christel Hermann