Vor der COVID-19-Pandemie gab es in Südafrika 14 Millionen Haushalte, in denen es zu wenig zu essen gab. Diese Zahl hat sich durch den Lock-down auf 28 Millionen verdoppelt! Besonders die vielen, die sich durch Gelegenheitsarbeiten im informellen Sektor über Wasser hielten, waren durch die Restriktionen hart betroffen. Sie werden nur langsam zu ihren Aktivitäten zurückkehren können, wenn die Lock-down-Regeln weiter gelockert werden.
Die Essensknappheit betrifft natürlich auch die neun Regionen, in denen unsere Home Care Givers und Child Care Workers leben. So fingen wir im April an, Geld für Essenspakete bei verschiedenen südafrikanischen und deutschen Organisationen zu beantragen. Am schnellsten reagierte das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (DIFAEM), das 4000 Euro Soforthilfe bewilligte.
Wir baten unsere Home Care Givers in ihren Dörfern/Stadtteilen jeweils die 20 bedürftigsten Familien ausfindig zu machen. Sie zogen dazu von Haus zu Haus und unterrichteten über die Symptome von COVID 19 und wie man sich vor der Infektion schützen soll.
Ab 20. 05. konnten wir dann mit der Verteilung der Essenspakete beginnen, die vor allem Maismehl und Backmehl sowie Öl, Bohnen, Dosenfisch, Erdnussbutter und Suppen enthielten. Von einem Paket kann eine vierköpfige Familie etwa einen Monat lang leben. Die Freude und Erleichterung bei den Empfängern waren groß. Insgesamt wurden 180 Essenspakete ausgegeben.
Am 23.05. beschloss der Förderkreis bei seiner virtuellen Jahreshauptversammlung eine Soforthilfe von 9000 Euro für Essenspakete, so dass wir diese Aktion in diesem und dem kommenden Monat wiederholen können.
Am 01.06.20 sollten in Südafrika die Schulen wieder geöffnet werden. Das wurde dann auf Druck der Lehrer-Gewerkschaften um eine Woche auf den 08.06.2020 verschoben, da etliche Schulen noch nicht die notwendigsten Bedingungen für eine Öffnung wie etwa das Vorhandensein von Wasser, erfüllt hatten. Aber am 08.06. waren die meisten Schulen dann doch genügend vorbereitet und die Schüler der Klassenstufen 7 und 12 durften wieder zu Schule gehen.
Auch unsere 46 Peer Educators kehrten zu ihren Schulen zurück. Ich war besorgt, dass die Schuldirektoren wegen des vielen ausgefallenen Unterrichts sagen würden, sie könnten ihnen keine Stunden für ihre Lektionen über Werte und HIV-Prävention zur Verfügung stellen. So bat ich sie zu erkunden, ob ich einige Stunden über COVID-19 entwickeln solle, die sie dann den Schülern präsentieren könnten. Denn es ist eine Auflage des Erziehungsministeriums , dass alle Schüler fortlaufend über COVID-19 unterrichtet werden sollen. Die meisten Schuldirektoren begrüßten meinen Vorschlag und so haben wir in der ersten Juni-Woche für jede der drei Regionen (Mahikeng, Itsoseng und Lehuruthse) einen eintägigen Workshop abgehalten, bei dem ich den Peer Educators vier Stunden über COVID 19 präsentierte. Wir hatten nicht alle Peer Educators auf einmal zusammengerufen, um den Sicherheitsabstand von 1,5 m in unserer Halle zu gewährleisten. Vielen von ihnen fiel es schwer, den ganzen Tag ihre Maske zu tragen, aber ansonsten waren sie engagiert dabei.
Mittlerweile haben die Peer Eduators an 24 Schulen begonnen, die COVID-19-Stunden in der siebten Klasse zu unterrichten. In den meisten Schulen mussten die Klassen in zwei oder drei Untereinheiten geteilt werden, da viele Klassen hier an die 50 Schüler haben und nun aber in jedem Klassenzimmer ein Abstand von 1,5 m zwischen den Schülern eingehalten werden muss.
Inzwischen sind bereits in einer Schule in Itsoseng und in einer Schule im Dorf Mosweu COVID-19-Fälle aufgetreten und die Schulen wurden vorübergehend wieder geschlossen. Auch unsere Peer Educators müssen nun in Selbstisolation zu Hause bleiben und auf ihr Testergebnis warten. Da die Test Kits im ganzen Land knapp sind, kann das bis zu 14 Tagen dauern. Insgesamt gibt es in unserem Ngaka Modiri Molema District derzeit erst 123 bekannte COVID 19 Fälle mit nur einem Todesfall.
Am 15.06. öffneten auch die ersten vier unserer Afterschool Programs wieder: Rebaone, Orearabetse, Modimola und New Bethel. Das sind die mit mindestens 8 Kindern in Grade 7. Sie berichten, die Kinder werden in den Schulen mit großen Mengen von Hausaufgaben eingedeckt.
Dr. Wolfgang Hermann