Der diesjährige Stille Tag unserer Mitarbeitenden der Aktionsgruppe Tlamelang stand unter dem Thema: „Zu Gott zurückkehren“. Dazu fanden sich 20 Home Care Givers und Childcare Workers am 06.09.24 im Molemane Eye Nature Reserve ein. Das ist ein sehr abgelegener Ort an einem schönen kleinen See. Die Unterkünfte sind sehr einfach – eine Art Mittelding zwischen einem Haus und einem Zelt. Das Beste ist: Es ist wirklich still hier.
Für den Abend gibt Christel Hermann den Teilnehmenden einige Fragen, die ihnen helfen, auf die letzten Monate zurückzublicken. Wie war meine Verbindung mit meiner Familie, meinen Freunden, meinen Mitarbeitenden und mit Gott? Gibt es etwas, was mich traurig gemacht hat? Habe ich das Gefühl, den Fokus in meinem Leben verloren zu haben? Dazu schreibt sich jede(r) etwas auf. Auf einem weiteren Zettel notiert man die Sorgen, die einen belasten.
Nach dem Abendessen kommen wir in kleinen Gruppen zum Austausch zusammen. Viele haben es schwer in ihren Familien: ein Familienoberhaupt, der durch seinen Alkoholmissbrauch die Familie in Verruf bringt und die knappen Ressourcen der Familie verschwendet; eine Familie, die in zwei Lager gespalten ist; Familien-mitglieder, die die schlecht bezahlte Arbeit einer unser Mitarbeiterinnen verachten etc.
Normalerweise verschweigt man Familienkonflikte in der Tswanagesellschaft, aber hier ist ein Vertrauens-raum, in dem jede(r) eigene Sorgen teilen kann.
Dann versammeln wir uns um ein Feuer. Chorrusse hallen durch die Nacht und jede(r) kann die aufge-schriebenen Sorgen in das Feuer werfen.
Am Samstag gibt Wolfgang Hermann eine Betrachtungsanleitung zu der Heilung der zehn Aussätzigen (Lukas 17,11-19). In der Stille gibt es Gelegenheit, mich zu erinnern, ob ich auch so etwas wie eine Heilung von einer Krankheit oder einer Krise in meinem Leben erlebt habe. Warum kommen die neun nicht zurück zu Jesus und was bewegt den einen, das doch zu tun? Was hieße es für mich ganz praktisch, zu Gott zu zurückzukommen und ihm zu danken? Darüber gibt es nach der Stille einen langen Austausch in zwei Gruppen, in dem viele bewegende Geschichten aus ihrem Leben mit den anderen teilen.
Danach gibt es zur Auflockerung Qi Gong. Am Ende spannen wir unter uns ein Netz der Fürbitte aus. Alle wählen nach-einander einen Teilnehmenden aus, für den sie versprechen, in den kommenden Wochen zu beten. In gelöster Stimmung verabschieden wir uns voneinander.
Mir wird schwer ums Herz, wenn ich mir vor Augen male, dass im Oktober das Geld, um für diese Mitarbeitenden eine kleine Vergütung zu bezahlen, aufgebraucht sein wird. Unser Antrag auf weitere Finanzierung an den Independent Development Trust ist nicht bewillig worden. Ein neuer Antrag an den Gender Based Violence und Femicide Fund wurde bewilligt, kommt aber diesen Mitarbeitenden nicht zugute. Es gibt nur noch einen anderen ausstehenden Antrag….
Wolfgang Hermann