„Lauritz, du wolltest uns doch mal für eine längere Zeit besuchen – im Januar könnte der Tsibogang Project Management Course starten, da würden wir ein paar Teilnehmern auch Laptops zur Verfügung stellen. Könntest Du nicht die Einrichtung der Geräte übernehmen?“
So ungefähr hatte Wolfgang mich im Sommer 2023 angesprochen, als wir in Hamburg mit einer kleinen Gruppe zusammensaßen, um zu besprechen, wie die verschiedenen Tsibogang-Projekte weitergehen könnten und dieser Kurs als gute Option entwickelt wurde. Nachdem ich mich im März 2020 bei meinem ersten Besuch in Südafrika mit den Fragen „Komme ich noch mit meinem geplanten Flug nach Hause und was ist ein Lockdown?“ konfrontiert sah, wollte ich noch mal mit etwas mehr Zeit hierherkommen. Und an dieser Formulierung sieht man schon: Ich bin nach Südafrika gereist. Seit dem 11. Januar bin ich nun hier und werde noch bis zum 25. März bleiben (mein Arbeitgeber war einverstanden, den Begriff Home-Office sehr großzügig auszulegen…).
Nachdem das Budget (leider) nur fünf Laptops hergab (vier Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer teilen sich jeweils einen) erschien der tatsächliche Aufwand für den Auslöser meiner Reise recht überschaubar…
Es zeigte sich aber schnell, dass es hilfreich wäre noch diverse Computer-Kenntnisse zu vermitteln: Umgang mit Word-Dokumenten, mit Korrekturen und Kommentaren, Nachverfolgung von Änderungen, Mail-Versand von Dokumenten und zip-Ordnern, Tabellenkalkulation (für Haushaltspläne und Berichte) etc. pp.
Und dann gibt es noch ganz direkte Probleme, die gleich eine Lerneinheit nach sich ziehen: Warum ist das Bild des Beamers so unscharf? Und natürlich ist auch in Zahlen immer viel drin: Teile ich den zur Verfügung stehenden Betrag einfach durch die Anzahl der After School Locations und gebe jedem verantwortlichen den gleichen Betrag, damit Kinder, die z.B. kein Geld für eine Schuluniform haben unterstützt werden können? Oder berücksichtige ich, dass an einem Standort 70 Kinder sind und an einem anderen nur 20?
Und dann gibt es noch ein paar Kinder aus dem Homecare-giving-Bereich, die Unterstützung erhalten. Aus dieser schon vorher ausgesuchten Gruppe erhält dann aber jedes Kind Unterstützung… Dazu eine Tabellenkalkulation zu erstellen, schärft auch gleich den Blick für die verschiedenen Verantwortungsbereiche.
Der Kurs findet ein Jahr lang jeden Freitag statt. Alle zwei Wochen kommen vormittags zwei Dozentinnen für Englisch, die anderen Vormittage hält Wolfgang dann die „eigentliche“ Management Schulung. Und solange ich hier bin, komme ich jeden Freitagmittag dazu und mache 1-2 Stunden Computer-Kurs. So langsam tauen die Teilnehmerinnen auch auf und trauen sich, mich zu unterbrechen: „Sorry, we lost some of us when yout told us how to…“ Da bin ich dann zu schnell über etwas hinweg gegangen. Aber sofort springt jemand ein und übersetzt es nochmal in Tswana, so dass alle es besser verstehen. Dieser Teamgeist ist toll. Überhaupt finde ich es beeindruckend, dass sich 12 Menschen bereit erklärt haben, ein ganzes Jahr lang jeden Freitag hier „die Schulbank“ zu drücken – wohl wissend, dass nur ein Teil von ihnen hinterher Aussicht auf einen Job als Project Manager bekommen wird. Da ist viel Idealismus mit dabei. Und das stimmt mich – bei allem, was noch vor ihnen liegt – hoffnungsvoll, denn nur mit diesem Idealismus und dem Willen, etwas für die Menschen in den Tsibogang-Projekten erreichen zu wollen, werden die verschiedenen Teilprojekte auch dann gut weitergeführt werden können, wenn Wolfgang (und natürlich auch Christel, die hier oft viel unsichtbare Arbeit macht) die Projekte übergeben und in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
Lauritz Laatzen