Langsam füllte sich die Halle mit etwa 100 Gästen von nah und fern, die an der offiziellen Eröffnung des neuen Montessori-Klassenraums unseres Kindergartens Rebaone in Lomanyaneng (einem Ortsteil von Mafikeng) am 30.01.2015 teilnehmen wollten. Darunter waren vor allem die Pflegeeltern der Kinder, Repräsentaten der verschiedenen Aktions- Gruppen der Tsibogang Christian Action Group, Vertreter der St. Vincent Kirchengemeide, auf deren Grundstück wir das neue Gebäude errichtet haben, und (von besonderer Bedeutung) der District Manager des Department of Education Mr. Moeng, sowie Kgosi Digoamaje, der Häuptling dieses Stadtteils.
Nach der Eröffnungsandacht stellte Jane Ngubelanga, die Leiterin des Kindergartens, die Gäste vor. Danach stand Christel auf dem Programm mit einer Rede zu „Was ist Montessori? Warum Montessori?“ Von Anfang an bezog sie die Eltern mit ein. „Welche Veränderungen sind Euch aufgefallen, seit wir den Kindergarten dieses Jahr wieder geöffnet haben?“, fragte sie. „Die Kinder waschen ab! Ich hätte nie gedacht, dass sie das schon können“, antwortete sofort eine Mutter. Abwaschen lernen ist Teil der „Practical Life Lessons“ von Montessori und die kleinen dreijährigen Kinder machen das mit Begeisterung! Um den Unterschied von Montessori-Pädagogik zur traditionellen Pädagogik zu verdeutlichen, benutzte Christel zwei eindrückliche Bilder: Kinder sind nicht wie leere Gläser, in die wir als kluge Erzieher Wissen einfüllen; sie sind eher wie ein Schwamm, der das Wasser der Umgebung in sich aufsaugt. Der Gebrauch aller Sinne, besonders des Tastsinns der Hände, ist für echtes Verstehen von entscheidender Bedeutung. Man spürte, wie alle bei dieser Demonstration innerlich mitgingen. Danach gab es warme Worte der Ermutigung vom Kirchengemeinderatsvorsitzenden, von Mr. Moeng und von einer Elternvertreterin.
Ich begann meine Rede mit Worten des Dankes an die Kirchengemeinde, die uns erlaubt hat, auf ihrem Grundstück den neuen Klassenraum zu errichten, und –in absentia- an die Freunde in Deutschland, durch deren Spenden wir die notwendigen Mittel dazu hatten. „Can Education prevent HIV Infections? “, war dann die Leitfrage meiner weiteren Rede. Nicht Wissensvermittlung ist das Entscheidende bei der Erziehung, sondern jedem Kind deutlich zu machen, das es mit seinen Gaben einzigartig und wertvoll ist.
Wir gingen dann hinüber zum neuen Klassenraum, wo dem Häuptling und mir die Ehre zufiel, das Band zu durchschneiden. Danach machte Christel für die Ehrengäste eine kurze Führung durch den Klassenraum und erklärte die verschiedenen Materialien, die auf Regalen ordentlich aufgestellt waren.
Als wir zur Halle zurückgingen, bat der Häuptling, der nach Tswanasitte immer die letzte Rede hält, den Vertreter vom Department of Education, den Leuten zuvor zu erklären, was er gesehen habe. Mr. Moeng: „Ich sage Euch, dieser Raum ist voller Weisheit! Wenn man mir als Kind diese Perlen gegeben hätte, um zu lernen, ich wäre bestimmt auch ein Doktor geworden!“.
Die abschließende Rede des Häuptlings setzte noch eins drauf und war auch voller warmer Worte der Anerkennung und der Hoffnung, dass den 60 Kindern, die jetzt in diesen Kindergarten gehen, und allen, die danach kommen, ein guter Start für ihr Leben mitgegeben wird.
Wolfgang Hermann