In einem unserer Kindergärten, in Godisang, haben wir einen blinden fünfjährigen Jungen, er heißt Kaone Mathiba. In 2012 hatte man festgestellt, dass er Krebs an beiden Augen hat. Im letzten Jahr ist er zweimal deshalb operiert worden. Ich hatte letztes Jahr angefangen, ihn mit Montessori-Material zu beschäftigen und hatte gemerkt, wie aufmerksam er alles wahrgenommen hat.
Durch mehrere Hausbesuche erfuhr ich mehr über seine Familie: Er hat noch drei ältere Brüder. Sein Vater hat gelegentlich Arbeit in einer Steinmetzfabrik. Er kann weder lesen noch schreiben. Seine Mutter ist letztes Jahr ständig mit Kaone nach Johannesburg gefahren, wo die Operationen stattfanden. Ende des Jahres kam dann ein Baby zur Welt, der kleine Bruder von Kaone.
Kaone wollte eigentlich nicht mehr zum Kindergarten gehen. „Warum?”, fragte ich ihn. „Weil es dort so laut ist“, erklärte er mir. Mit viel Überredungs-und Überzeugungskunsten habe ich ihn doch dazu gebracht, wieder in den Kindergarten zu gehen – diesmal aber nach Godisang, wo nicht so viele Kinder sind. Dort ist Kaone nun seit Februar 2014 und es gefällt ihm dort gut. Wir helfen seiner Familie, dass sie monatlich ein Sammeltaxi bezahlen können, das ihn jeden Morgen abholt und wieder nach Hause bringt. Wir haben für ihn Fühlbücher angeschafft, in denen Gegenstände zum Greifen und Fühlen angebracht sind. Die darf nur er benutzen, und darauf ist er ganz stolz.
Das größte Problem ist, seinen Vater davon zu überzeugen, dass Kaone eines Tages in eine Blindenschule gehen soll. Der Vater meint, das sei nicht nötig. Ich denke, er fürchtet auch, dass die Behindertenbeihilfe, die Kaone monatlich vom Staat bekommt, dann der Familie nicht mehr zur Verfügung steht.
Kaone möchte unbedingt lernen, mit einem Blindenstock zu gehen. Auch das ist noch ein weiter Weg, aber er ist so entschlossen, dass wir auch das noch schaffen werden.